|
SOLIDARITÄT!
(El Salvador Komitee 1983)
Wenn wir von Solidarität mit dem Befreiungskampf in El Salvador
sprechen, so verbinden wir damit einen bestimmten begriff: die Situation
in den Ländern der sog. dritten Welt, die Ausbeutung, Unterdrückung,
der Krieg gegen die Menschen in Mittelamerika und anderswo, ist
nicht weit weg von unserer eigenen Situation hier die Verantwortlichen
dafür sitzen hier ,,bei uns" und sind dieselben, die auch hier
in den Metropolen die Menschen unterdrücken psychisch verelenden
und zu funktionierenden entmenschlichten Teilchen ihrer Profitpolitik
machen wollen das heißt, daß wirksame Unterstützung
der Befreiungskämpfe in der sog. 3 Welt darin besteht, die
Verantwortlichen hier aufzuzeigen und zu bekämpfen.
Solidarität verstehen wir also nicht als Unterstützung
von kämpfen, die woanders laufen, sondern als Verbundenheit
mit den kämpfenden Menschen dort, weil wir hier selbst den
Kampf gegen das System aufnehmen, und weil er sich international
gegen denselben Gegner richtet: gegen das multiationale Kapital,
gegen imperialistische Herrschaft und imperialistischen Krieg.
|
|
Radio als Waffe im
Befreiungskampf
(El Salvador Komitee 1983)
In EI Salvador werden die offiziellen Medien von dem reaktionären
Regime Duartes und seinen verbündeten Militärs kontrolliert.
Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen müssen die offiziellen Versionen
über die Geschehnisse im Lande verbreiten ,und ausländische
Journalisten unterstehen einer strikten Überwachung. Die Ermordung
eines holländischen Fernsehteams ist lediglich der konsequente
Ausdruck dieser Politik gewesen.
Seit 1980 wurde von der FMLN daraufhin gearbeitet, ein Projekt
der Information und Propaganda aufzubauen, das dazu dienen sollte,
dieses Monopol zu durchbrechen und einem breiten Spektrum der Bevölkerung
sowie auch über die nationalen Grenzen hinaus Informationen
über den revolutionären Prozeß in El Salvador zugänglich
zu machen, die die Komplexität des salvadorenischen Prozesses
verdeutlichen.
Mit dem Entstehen der kontrollierten
Gebiete wurde es möglich, diese Pläne zu konkretisieren.
Radio Venceremos (RV) sendet seit dem 1.10.1981 aus der Provinz
Morazan, es entstand also praktisch mit der Januaroffensive der
FMLN 1981. Die Frequenzen von RV sind auf dem 41 Meterband zwischen
6,5 MHz und 6,8 MHz, für UKW 98,0 MHz, bzw. 98,5 MHz.
Radio Farabundo Marti (RFM) begann am 22.1.1982, dem 50. Jahrestag
des blutig niedergeschlagenen Volksaufstands von 1932, aus dem inzwischen
konsolidierten kontrollierten Gebiet Chalatenango zu senden. Die
Frequenzen von RFM sind auf dem 41 Meterband zwischen 6,8 MHz und
7,2 MHz, für UKW 103,0 MHz und 104,0 MHz. Inzwischen senden
RV und RFM ihr UKW-Programm auf den genannten Frequenzen auch aus
anderen Gebieten wie z.B. San Vincente oder vom Vulkan Guazapa.
Beide Radios waren ein weiterer Beitrag zu der Informationsarbeit
der FMLN, gingen jedoch über die bisherige Arbeit wie Flugblätter,
Broschüren, Zeitschriften, etc. hinaus, und konnten größere
Teile der Bevölkerung erreichen als dies durch die Verteilung
von Publikationen möglich gewesen war. Den beiden Radios kam
auch insofern eine extrem wichtige Bedeutung zu, als damals das
Radio des Erzbistums, YSAX, das als einziges legales Radio noch
den Mut besaß, die Wahrheit zu senden, mehreren Anschlägen
ausgesetzt war, ebenso wie die alternative, nicht offizielle Presse.
Die Bevölkerung sah sich einem wahren Bombardement von falschen
Nachrichten sowie einer Verleumdungskampagne über die Gründe
des Kampfes der FMLN ausgesetzt, und das reaktionäre Regime
verschwieg hierbei die Repressionen gegen das Volk von El Salvador.
Die strategische Bedeutung von RFM und RV wird schon dadurch deutlich,
daß die Regierungsoperationen März/April 1981 (u.a.)
zum Ziel hatten, Radio Venceremos zu erobern.
Auch im folgenden waren die Sender der Guerilla immer wieder Ziel
von Bombardierungen und militärischen Aktionen. Hieraus ergab
sich die Notwendigkeit, die Sender zu verteidigen und ein eigenes
Sicherheitskonzept für sie zu entwickeln. Aufgrund der unterschiedlichen
Sendezeiten von RV und RFM kann die FMLN z.B. auf dem 41 Meterband
acht Stunden pro Tag aktuelle Informationen aus verschiedenen Landesteilen
senden. Durch zwei Radiostationen wird die Kontinuität der
Berichterstattung auch bei Ausfall eines Senders sichergestellt.
Es gibt Sendungen über spezifische Themen, sowie solche,
in denen nationale und internationale Nachrichten verbreitet werden,
außerdem Kommentare über die militärische Situation
im Land, Reportagen über die Entwicklung von Poder Popular
und Interviews mit Aktiven aus verschiedenen Bereichen. Das wichtigste
Programm, das gemeinsam von beiden Sendern gesendet wird, heißt
,,Voz de la Vanguardia" (Stimme der Avantgarde).
1985 kommt den Sendern eine größere Bedeutung zu denn
je zuvor: die sogenannte demokratische Öffnung, die mit und
durch Duarte propagiert wird, wird mit Hilfe der staatlichen Medien
versucht in die köpfe der Salvadorener zu pressen. Es ist ein
Kampf um Hirn und Herz. Wohlwissend, daß das Duarte Regime
sie nicht für sich gewinnen kann, wird versucht durch bewußte
Fehlinformation eine Situation der Verwirrung und Unsicherheit zu
schaffen, die einen Entsolidarisierungsprozeß gegenüber
der FMLN/FDR zum Ziel hat. Bei gleichzeitigen zielgerichteten Operationen
und Überfällen durch Militär und Todesschwadronen,
soll der FMLN ihre Basis, die Masse der Bevölkerung, entzogen
werden. Hier ist die vordringliche
Aufgabe von Radio Venceremos und Radio Farabundo Marti, über
das ,,Aufstandsbekämpfungs- Programm der Reagan- Administration,
die Wahrheit über die Wahlen, über die Verzögerungstaktik
Duartes beim Dialog, über die Vielzahl der Streiks und über
die brutale Repression zu berichten.
Inzwischen benutzen viele Radiostationen und Zeitungen von Nordamerika
bis Europa die Informationen der beiden Radios. Auch dies ist ein
Beweis der Objektivität der Sendungen von den Radios der FMLN.
Diese Bedeutung ist den USA und dem Duarte Regime natürlich
bewußt. Sie versuchen, die Attraktivität der eigenen
Sender zu steigern und stören gleichzeitig die Frequenzen der
Guerillasender. Die FMLN verstärkt die Sendeleistungen ihrer
Sender, wechselt die Frequenzen, und doch reicht dies nicht aus
die Störungen ganz auszuschließen. Dies ist dadurch bedingt,
daß die Sendeanlagen von Radio Farabundo Marti und Radio Venceremos
transportabel sein müssen, was eine geringere Leistung als
bei stationären Anlagen bedeutet. Dabei ist auch die Energieversorgung
ein Problem. Es wird zusehends schwieriger, Benzin für die
Generatoren, die u.a. Batterien für die Sender laden, zu beschaffen
Hierfür wurden in Berlin extra Solarkoffer entwickelt, um eine
unabhängige Energieversorgung zu gewährleisten: dies ist
ein Beispiel dafür, wie sehr die internationale Solidarität
gefordert ist, das Projekt der Radios der FMLN zu unterstützen,
das für den Kampf des salvadorenischen Volkes gegen den US
Imperialismus von fundamentaler Bedeutung ist.
|